Tag 6

22. August 2011

Die Maya-Ruinen von Caracol

Auf der Canaa-Pyramide 40 Meter über dem Dschungel

Der Weg nach Caracol ist nicht der einfachste - aber er lohnt sich. Mit einem Guide fahren wir zu der grössten Maya-Ruinenstätte von Belize. Unterwegs besuchen wir eine Höhle, in der die Maya Zeremonien abgehalten haben. Und weil wir heute von den Maya nicht genug kriegen können, statten wir am Abend der Stätte Cahal Pech gleich neben unserem Hotel auch noch einen Besuch ab.
Um 7.30 Uhr werden wir von Edward abgeholt. Er ist unser Guide für unseren Ausflug nach Caracol. Wir haben die Tour gestern Abend kurz entschlossen gebucht. Caracol ist die grösste Maya-Stätte in Belize, mit der höchsten Pyramide des Landes. Leider ist sie nicht ganz praktisch gelegen: 2 Stunden Rumpelpiste durch den Urwald. Das ist der eine Grund, weshalb wir nicht versuchen wollten, selber mit dem Mietauto hinzufahren. Der andere Grund sind die „Bandidos“, die hier die Gegend unsicher machen sollen. Vom nahen Guatemala würden sie über die Grenze nach Belize wandern, um hier an der Strasse nach Caracol Touristen zu überfallen. Eine Zeit lang sind deshalb alle Tourbusse gemeinsam und mit Militärbegleitung nach Caracol gefahren. Diese Zeiten seien zum Glück vorbei, sagt Edward. Belizeanisches Militär ist im Wald stationiert, und das britische Militär ist auch hier, für Dschungel-Trainings. Das reicht, um die „Bandidos“ fern zu halten. Trotzdem fahren wir lieber mit Edward als alleine. Edward meistert die Strecke scheinbar auch einiges schneller als wir gestern. Wie schnell erfährt, lässt sich leider nicht ermitteln. Der Tacho bleibt auf Null - kaputt. Egal. Geschwindigkeitsbegrenzungstafeln gibt’s keine – das regelt der Strassenzustand.
Am Highway von San Ignacio nach Georgeville bleiben wir stehen, um unser Mittagessen abzuholen: Überraschungstüten in Rucksäcken. Von Georgeville geht es die ersten Kilometer auf einer Schotterpiste hinauf, vorbei an einem Geier, der dabei ist, eine Boa constrictor zum Frühstück zu verschlingen. Schliesslich kommen wir ins Mountain Pine Ridge Forest Reserve. Hier wechselt die Vegetation plötzlich von tropischen Regenwald in einen lockeren Pinien-Wald. An der alten Ranger-Station von Augustine muss man sich beim Checkpoint des Militärs eintragen. Das Dorf Augustine ist verlassen. Spechte bohren Löcher in die Holzwände der leer stehenden Häuser. Die müssen voll sein von Insekten. In der Nähe von Augustine liegt die Rio Frio Höhle, ein einfach zu erreichenden Grotten-Tunnel, durch den ein Fluss fliesst. Die Höhle ist beeindruckend hoch und wurde, wie viele der Höhlen hier, von den Mayas für zeremonielle Zwecke benutzt. Im Urwald vor der Höhle spielt sich gerade ein ohrenbetäubendes Naturschauspiel ab: abertausende Zikaden singen, und dieser Surround-Sound übertönt alles andere.
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Rio Frio Höhle (Alle Fotos)

Wir fahren weiter, überqueren den Macal-Fluss und sind nach gut 2 Stunden in Caracol. Ausser uns sind noch zwei oder drei kleine Touristengruppen unterwegs. Gleich als erstes steigen wir auf über 40 Meter hohe die Caana-Pyramide, nicht nur wegen seiner Höhe ein beeindruckendes Bauwerk. Interessant ist auch, dass die Maya scheinbar die Angwohnheit hatten, ihre Toten unter die Dielen des Fussbodens zu legen. So war ihr Geist immer im Haus. Wir wandern weiter durch die ehemalige Maya-Stadt, vorbei an unzähligen Hügeln, unter denen noch Gebäude begraben liegen. Es ist noch längst nicht alles ausgegraben in Caracol. Auch das Observatorium an der 2. grössern Plaza ist noch zum grossen Teil vom Dschungel bedeckt.
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Caracol (Alle Fotos)

Nach ca. 2 Stunden zwischen den Ruinen ist es Zeit für das Überraschungspaket im Lunch-Rucksack: Ein 3-teiliges Tupperware mit Reis, einer Art Curry und einer Orange. Da wir zwischen den Ruinen einen Avocadobaum gefunden haben, den der Sturm vor zwei Tagen von vielen seiner Früchten befreit hat, gibt’s zusätzlich eine Caracol-Avocado zur Vorspeise.
In der Ferne hören wir Donnergrollen. Ein tropisches Gewitter zieht auf. Wir machen uns auf den Rückweg. Es fängt an zu tröpfeln. Bei den Rio On Pools bleiben wir stehen. Hier hat die Natur eine Art Plauschbad geschaffen, mit Pools und natürlichen Rutschen. Wegen der starken Regenfälle der letzten Tage ist das Wasser braun und trüb. Als wir am Ufer stehen und Fotos machen, entlädt sich der Regen plötzlich Kübelweise. Beim Auto kommen wir komplett durchnässt an, als hätten wir im Fluss gebadet.
Am Eingang des Forest Reserves steigt der Ranger zu. Ohne den Taxidienst der Tour-Guides käme der wohl nie nach Hause. Edward setzt uns beim Hotel ab. Nach einem Tenuwechsel zu trockener Kleidung besuchen wir noch die kleine Ruinenstädte von Cahal Pech, die praktisch neben dem Hotel liegt. Ausser uns ist niemand da, ausser einem Kolibri, der sich sein Abendessen aus den Blüten der Bäume saugt. Auch hier in Cahal Pech sind Ausgrabungen im Gange. Es gibt hier zwar keine besonders hohen Pyramiden, aber verwinkelte Gebäude mit Gängen und Treppenhäusern.
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Cahal Pech (Alle Fotos)

Zum Abendessen suchen wir uns ein lokales Restaurant in San Ignacio Town aus. Früher hiess es mal Hannah’s, jetzt hats einen Namen, der sich keiner merken kann (gemässt Tripadvisor heisst es jetzt „Ko-Ox Han nah“). Es war auf jeden Fall gut.